Die vergangene Woche war, wie bereits im letzten Marktkommentar angekündigt, eine besondere Woche. Neben dem Zinsentscheid der FED am Mittwochabend waren für Donnerstag nach Börsenschluss gleich vier Quartalsberichte aus dem Kreis der größten und gewichtigsten Unternehmen der Welt gleichzeitig angesetzt. Doch alles der Reihe nach.
Zunächst kam am Mittwochabend die FED. Erwartungsgemäß beließ die US-Notenbank den Leitzins unverändert bei 0,25 Prozent. Die sich derzeit am Markt abspielende US-Dollar-Abwertung dürfte sich also weiter fortsetzen. Doch warum überhaupt kommt der US-Dollar aktuell so unter Druck? Nun, die FED hat zu Beginn der Corona-Krise sowohl die Zinsen radikal von über 2 auf 0,25 Prozent gekürzt. Außerdem signalisierte die Notenbank, wenn es sein müsste, unendlich viel Geld zu drucken, um die Liquidität im Finanzsystem jederzeit gewährleisten zu können. Für Investoren hat eine Geldanlage im US-Dollarraum somit schlagartig an Attraktivität verloren. Über Jahre der steigenden Zinsen ist extrem viel Geld in den US-Dollar geflossen. Das Gegenteil, nämlich Abflüsse von Kapital und somit eine Einpreisung der niedrigen Zinsen findet gerade noch immer am Markt statt. Die Hoffnungen auf baldige Zinserhöhungen erhielten zuletzt ebenfalls einen Dämpfer, denn Regierung und FED sind sich einig: bis sich der Arbeitsmarkt nicht erholt und die Konjunktur sich wieder stabilisiert, blieben sie Zinsen nahe null.
Am Donnerstagabend kam es dann zum Tech-Showdown. Apple, Amazon, Facebook und Google haben nachbörslich quasi gleichzeitig ihre Ergebnisse veröffentlicht. Google war der einzige der vier Werte, der schlechtere Ergebnisse präsentierte. Weil die Unternehmen weniger Werbung schalteten, hat Google weniger Geld verdient. Im Gegensatz dazu trumpfen Apple, Amazon und Facebook mit fantastischen Ergebnissen auf. Apple legte am Freitag rund 10 Prozent zu, bei Facebook waren es knapp 8 Prozent und Amazon gewann etwa 3 Prozent an Wert. Google verlor etwa 3 Prozent. Insgesamt sind die größten Unternehmen der Welt gleichzeitig auch die größten Gewinner der Corona-Krise. Aufgrund der hohen Gewichtung in den Aktienindizes drehten diese nach oben und näherten sich mit großen Schritten den Allzeithochs. Dass diese Hand voll Unternehmen mit ihrem großen Einfluss auf die Indizes das Bild der Realwirtschaft stark verzerren, bleibt außer Frage. Dem überwiegenden Teil der Unternehmen geht es nämlich nicht annähernd so gut, wie den sogenannten FANG-Werten.
Veröffentlicht am 02.08.2020